|
Die Mundart - eine verderbte Schriftsprache ? |
Diese oberflächliche
(und wenig fachkundige) Beurteilung führte
und führt immer wieder zu Missachtung, Gebrauchsängsten,
belächelnder Tolerierung und ähnlichen stiefmütterlichen
Behandlungen der Mundart. Dabei haben schon die jungen Germanisten um
Jakob und Wilhelm Grimm die direkte Abstammung der Mundart aus dem mittelalterlichen
(hochdeutschen!) Mutterboden erkannt und hochgehalten. Heute ist die Mundartforschung zur wissenschaftlichen Disziplin geworden. Viele namhafte Autoren halten den Dialekt für eine |
"lebendigere, blutvollere Sprache als das
durch viele Einflüsse raschelnd gewordene Papierdeutsch, unsere Hochsprache..." (SEBASTIAN BLAU) |
und bestätigen dem Dialekt |
"eine höhere, also bessere Intensität" (ERNST BURREN) |
sowie eine direktere sprachliche Wirkung. Dass die Mundart die ursprüngliche Sprache ist, die der Mensch spricht, ist wohl selbstverständlich, |
"falls er nicht von vornherein gezwungen
wird, die Schriftsprache zu sprechen." (FRANZ RINGSEIS) |
Ist die burgenländisch-deutsche Mundart veraltet ? |
Sie - und damit der Oggauer Dialekt - ist nicht
altertümlicher als alle benachbarten in Niederösterreich und
der Steiermark. Vielleicht ist es ihr auffälliges
akustisches Gepräge mit den markanten
offenen Diphtongen (=Zwielauten) oder
gar Triphtongen (=Dreilauten) und den eigentümlichen
Nasalen, das sie als rustikal, altväterisch - oder gar (in den
Ohren überheblicher Großstädter) als „gschert"
erscheinen lässt. Eine scheinbare Altertümlichkeit hat u. a. ihren Grund darin, dass das Burgenland jahrhundertelang unter ungarischer Verwaltung stand - damit einhergehend oft die Unterdrückung der deutschen Sprache, die Gettostellung vom Volkstum her sowie die unzulängliche Schulbildung absolutistisch regierter Untertanen. Dieses Enklave-Dasein bewirkte allerdings auch den positiven Effekt der langfristigeren Erhaltung der bodenständigen Sprache. |
Text: SR Franz Hannabauer |