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Aus Oggau stammt die Sage vom "Todflöter". Sie erzählt von einem alten Fischer, dem schon in jungen Jahren die Frau verstorben war. Trotz seines Alters bekam er das Verlangen nach einem blühenden Weib und heiratete eine dralle Magd aus Winden. Der Pfarrer versuchte, ihn von diesem Vorhaben abzubringen, doch der Fischer ließ sich nicht beirren. Anfangs zeigte sich die junge Ehefrau willig und fleißig. Als aber der Fasching nach der Fastenzeit lockte, wurde sie von der Tanzwut ergriffen. Jede Nacht entfernte sie sich heimlich vom Hause und ging ihrem Vergnügen nach. Oft versuchte der Fischer, seiner jungen Frau ins Gewissen zu reden, doch diese hatte kein Einsehen. So faßte er einen folgenschweren Entschluß. An einem blütenduftenden Maiabend kramte er eine vergilbte Knochenflöte aus einer alten Truhe hervor. Mit dieser setzte er sich in den Kahn, der vor seiner Hütte schaukelte, und begann lockend und schmeichelnd zu blasen. Die Frau begann zu tanzen, folgte den Klängen und stieg in den Kahn, den der Fischer, immerfort weiter blasend, weit in den See hinaus lenkte. Nun erkannte die Tanzende die Gefahr und bettelte um ihr Leben. Der Fischer aber blies weiter, bis sie stürzte und in den Wellen versank. Dann sprang er selbst in die Fluten, um seinem Leben ein Ende zu bereiten. Seit dieser Zeit kann man in stillen Nächten den Todflöter aus Oggau im See spielen hören und alle tanzlustigen Mädchen werden gewarnt, seinen Klängen zu folgen. Quelle: Wolfgang Meyer, Bgld. im Bild und Sage, Ed. Rötzer, Eisenstadt 1986 |