
Große
Haide
(4138 - 4182) - hd. heide - dürre und ebene Gegend, meist mit Gras
und grasähnlichen Gewächsen; unbebautes und unbewohntes Land.
Gmoust
Große Haide-Teil
Der Name leitet sich von Moos (= Sumpf) mit der begriffsverstärkenden
Vorsilbe „ge-“ ab; mhd. gemous - Moos, Röhricht, Moor.
Das Gmoust umfasste Teile des heutigen Holzlagerplatzes, sowie der heutigen
Klär- und Sportanlage. Dieses Übergangsgebiet zum See erhielt
die nötige Feuchte durch die Isel, durch Abwässer aus den
Häusern und durch Regenwässer. Dazu kam noch in vielen Jahren
ein hoher Wasserstand des Neusiedler Sees.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Versumpfung bildete aber
auch der Lehmuntergrund, die Oberflächenwasser konnten nicht versickern.
Dieses morastige Gelände, von vielen Grasbüscheln durchsetzt,
war ein ideales Gelände für Gänse, die es früher
in jedem Haus in großer Zahl gab.
So manche Rinder „verirrten“ sich beim Weg auf den Weideplatz,
der durch die Triftgasse und heutige Sportplatzzeile auf die Große
Haide führte, in das Gmoust und waren meist nur mit Mühe aus
dieser kritischen Lage zu befreien.
Die Kiebitze, heute äußerst selten geworden, fanden im Gmoust
sehr gute Voraussetzungen zur Brut. Nicht wenige Kiebitzeier sollen
in der Eierspeispfanne gelandet sein.
Seit der Ortskanalisation und der Fassung der Iselquelle in den 60er
Jahren, sowie der Umleitung des zeitweisen Überlaufes dieser Quelle
zum Fischereiverband, ist dieses Gebiet nicht mehr versumpft und das
Gmoust kennen viele Ortsbewohner nur mehr dem Namen nach.
Ganslteiche
(Eisteiche)
„Ga(n)zlteich“ - Große Haide-Teil (4240/2)
Auch jüngere Ortsbewohner haben die Ganslteiche im Bereich der
heutigen Holzlagerplätze noch in guter Erinnerung, wurden sie doch
erst in den 70er Jahren zugeschüttet.
Nach Aussagen ältester Dorfbewohner erfolgte die Anlage der Teiche
vor 1900, wahrscheinlich durch die Fleischhauer und Wirte des Ortes.
Diese Teiche - 3 nebeneinander liegende, ungefähr gleich große
Becken (je ca. 40 -50 x 30 m) waren mit einem schmalen Durchgang verbunden
- konnten mit dem Wasser der Isel gefüllt werden. Dies geschah
jedes Jahr im Herbst, meist nach der Weinlese. Die Isel, ein kleines,
rund 2 km langes Gerinne, das im Randbereich des Neusiedler Sees, im
„Gmoust“ endete und wahrscheinlich erst im Zusammenhang
mit dem Teichbau diese Laufrichtung bekommen hatte, wurde einfach umgeleitet.
Bis nach dem 2. Weltkrieg verwendeten die Fleischhauer und Wirte des
Ortes Natureis zur Haltbarmachung bzw Kühlung ihrer Produkte. Dieses
Eis stammte von den Ganslteichen oder Eisteichen, wie eine andere, seltener
gebrauchte Bezeichnung lautet.
Das Eishacken („Eishokka“) war in den eher arbeitsarmen
Wintermonaten ein Ereignis im Dorfleben. Die von den Fleischhauern und
Gastwirten aufgenommenen Arbeitskräften hackten das Eis ab einer
Stärke von etwa 10 cm in größere Blöcke und zogen
diese mit Feuerhaken aus dem Wasser. Bauern des Ortes besorgten kostenlos
mit ihren Pferdewagen den Transport der Eisblöcke zu den Eisgruben.
Hier wurden die Eisblöcke in kleinere Stücke zerschlagen und
dann erst in die Grube geschmissen - es sollte ein möglichst kompakter
„Eisblock“ entstehen und für ein Jahr eisige Kühlung
liefern. Um die etwa 60 bis 80 m³ großen Gruben zu füllen,
waren viele Ladungen Eis notwendig und so zog sich die Arbeit mehrere
Tage hin.
In diesen „Kühlräumen“ lagerten die Fleischhauer
das Fleisch frischgeschlachteter Tiere auf „Takka“-Matten
(„Takkaroa“ - breitblättrige Rohrkolben), denn das
Eis sollte nicht verunreinigt werden.
Dienstag, Donnerstag und Samstag, früher Öffnungstage der
„Fleischbank“, holte der „Fleischhokka“ die
benötigte Menge Fleisch mit einer großen, geflochtenen Tasche
(„Takkaze(i)ga“) aus der Eisgrube.
Wegen der räumlich begrenzten Lagermöglichkeiten fanden Schlachtungen
in kurzen Zeitabständen statt, die Ware mußte doch immer
frisch sein.
Im Gasthaus erfolgte früher die Kühlung der Getränke
im sogenannten Eiskasten. Ein mit Blech ausgelegter Teil dieses „Kühlschrankes“
konnte von oben mit Eis gefüllt und das anfallende Wasser unten
abgelassen werden.
Das Eis benötigten natürlich in erster Linie die Fleischer
und Wirte, es fand aber auch für andere Zwecke Verwendung. So legte
man Patienten bei hohem Fieber Eisbeutel auf, um Linderung zu schaffen.
In manchen Häusern wurde zum Kirtag (letzter Sonntag im August),
einem besonderen Tag im Jahr, ein Schaff voll Eis besorgt, um Fleisch
und Getränke entsprechend lagern zu können. Eis benötigte
man aber auch, wenn im Hochsommer ein Verstorbener im Haus aufgebahrt
lag. Unter dem Sarg in einer Wanne gelagertes Eis sollte für eine
entsprechende Kühlung sorgen.
Im Ort standen bis um 1950 vier Eisgruben in Verwendung, zwei davon
im Garten von Eugen Jaidl (früher Hölzl), Hauptstraße
72, die dritte im Gemeindegasthaus (heute Dorfstube), Hauptstraße
54 und die vierte im Haus von Ernst Neuwirth, Antonigasse 2 (früher
Tischlerei). Die beiden ersten wurden leider im Jahre 1968 mit Abbruchmaterial
zugeschüttet, während die Eisgrube im Gemeindegasthaus als
Nebenraum des Kellerlokales erhalten ist und jene bei Ernst Neuwirth
einen Teil des Kellers bildet.
Die beiden Eisgruben im Jaidl´schen Garten hatten übrigens
zuletzt die Fleischerei Franz Werner (früher Ludwig Gruber) bzw.
das Kaffeehaus Josef Mad (heute Gasthaus Gmasz-Rath) in Verwendung.
Als letzter nutzte der Gastwirt Richard Erdt die Eisgrube bei Ernst
Neuwirth.
Da das Eis in der mit Kalksandsteinen gemauerten Grube im Laufe des
Jahres vom Rand her schmolz, mußte eine Leiter zum Ein- und Aussteigen
verwendet werden, eine nicht ungefährliche Angelegenheit. So stürzte
1936 oder 1937 ein Koch des österreichischen Bundesheeres mit einer
schweren Schweinshaxen auf der Schulter von der Leiter, landete eingezwengt
zwischen Eisgrubenrand und Eis und konnte erst nach langen Bemühungen
aus dieser kritischen, verzwickten Lage befreit werden.
Die Ganslteiche waren bei den Kindern als Badeteiche und wegen der geringen
Tiefe von höchstens 50 cm besonders als Eislaufplatz beliebt.
Mit der Zustellung von Eisblöcken durch die Brauereien und später
mit der Verwendung von Kühlgeräten verloren die Eisgruben
und damit auch die Eisteiche ihre Funktionen und so unterblieb in der
Folge auch die Säuberung - das Aushubmaterial fand früher
als Gartenerde Verwendung - und verlandeten sie immer mehr.
Das endgültige Aus kam Mitte der 70er Jahre - mit Bauschutt deckte
man die letzten noch vorhandenen Vertiefungen zu.
Baumschule
„Bamschul“ - Große Haide-Teil (4227/1-4,
9,10, 13-16, 18-20)
Von einer geregelten Obstkultur konnte in unserer Gegend lange Zeit
keine Rede sein. Die um 1800 in Güns gegründete Wölfelsche
Baumschule wurde Ausgangspunkt verschiedener Anlagen. Weite Verbreitung
fand der Obstbau aber erst, nachdem Absolventen der Evangelischen Lehrerbildungsanstalt
Oberschützen in ihren Wirkungsgemeinden Baumschulen anlegten.
Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts gelangte an allen Volksschulen
eine Verordnung des ungarischen Unterrichtsministeriums, wonach ein
400 Quadratklafter großes Stück Land für eine zu errichtende
Obstbaumschule bereitgestellt werden sollte. Auf diese Weise versuchte
man, auf gesetzlichem Weg eine Systematik in den Obstbau hineinzubrigen.
Die Gemeinde Oggau reagierte rasch auf diese Verordnung. Bereits im
Jahre 1867 wurde im Rahmen der Vorbereitung für den Urbarialvergleich
auf der gemeinschaftlichen Hutweide in der Nähe der Gemeindewiese
für die Baumschule ein Areal von 1 Joch (=1200 Quadratklafter,
1 Quadratklafter = 3,6 m²) ausgewiesen.
Interessant ist, daß um diese Zeit auch an den Straßenrändern
die Pflanzung von Obstbäumen erfolgte, die nicht nur dem Ertrag,
sondern auch als Straßenschmuck zur Verschönerung der Landschaft
dienen sollten.
Um die Seidenindustrie voranzutreiben, bepflanzte man aufgrund behördlicher
Empfehlung einen Teil der Baumschule mit Maulbeerbäumen. Während
um Ödenburg der schwarze Maulbeerbaum dominierte, wurde in unserer
Gegend vor allem der weiße Maulbeerbaum eingeführt, war er
doch der Seidenkultur dienlicher. Viele Maulbeerbäume an den Straßenrändern,
aber auch in den Bauernhöfen stammen aus dieser Zeit.
Die Leitung und gleichzeitig auch das Nutzungsrecht der Baumschule,
in der die älteren Volksschüler die Techniken des Obstbaues
in der Praxis lernten, hatte der jeweilige Schulmeister.
Amtmann Karl Fleissner ließ um 1930 ein Gartenhäuschen (Salettl)
errichten.
Bis zum 2. Weltkrieg, zuletzt unter Volksschuldirektor Andreas Tschank,
verrichteten die Schüler der Oberstufe verschiedene Arbeiten, wie
das Obstpflücken, in der Baumschule. In manchen Jahren erfolgte
aber auch eine Lizitation einzelner Obstbäume.
Im Areal der Baumschule befanden sich 2 offene, mit Kalksandstein gemauerte
Brunnen, der eine quadratisch, der andere rund.
Heute erinnert lediglich die Gassenbezeichnung an die ehemalige Baumschule,
die nun schon seit Jahren mit Wohnhäusern verbaut ist.
Der gebürtige Oggauer Josef Lentsch (von 1960 - 1964 Landeshauptmann
des Burgenlandes) schreibt in seinem Buch „Die Orgel weint“
über die Baumschule:
„Die politische Gemeinde hat einen Garten gehabt, der mit Bäumen
bepflanzt war. Es gab eine Menge von Obstbäumen, Äpfel, Birnen,
Zwetschken, Pfirsiche, Marillen, ja sogar ein Feigenbaum breitete seine
Zweige aus. Diesen Garten hat unser Oberlehrer Richard Kampitsch als
Schulgarten betreut. Der Garten wurde Baumschule genannt. In Abständen
von vierzehn Tagen bis drei Wochen wanderten wir in diese Baumschule
und verrichteten Arbeiten. Wir haben die Bäume zugeschnitten, lernten
veredlen, okulieren, spritzen, umhacken, alles unter Anleitung unseres
Oberlehrers. Die Schädlinge im Obst- und Gemüsebau sind uns
vertraut gemacht worden. War das Obst reif, waren wir beim Pflücken
dabei.
Die Betreuung der Gemüsebeete war mehr den Mädchen überlassen.
Das war praktischer Unterricht, wie man sich ihn nicht eindrucksvoller
vorstellen kann.“